Geschichte des Ortsteil Wechingen
 

Schon in der Mittelsteinzeit (10.000 - 5.000 v.Chr.) durchstreiften Jäger und Sammler die Wechinger Flur, was Funde von Steingeräten beweisen. Die sesshaften Menschen der Jungsteinzeit (5.000 - 1.800 v. Chr.) bauten Felder an und betrieben Viehzucht westlich der Wörnitz. In den östlich der Wörnitz gelegenen Fluren gibt es erste Siedlungshinweise aus der Urnenfelderzeit (1.200 - 750 v.Chr.). So wurde im Graughau eine Urnenbestattung aufgefunden und im Lumpenhof ein Depotfund mit Tontopf, Kupferbeil und Goldringen aus dieser Zeit.

Blick aus Süden auf Wechingen
In den letzten fünf Jahrhunderten vor Christus siedelten die Kelten in der Wörthgwand (nördlich des heutigen Dorfs). Von 90 v. Chr. bis 260 n. Chr. besetzten die Römer das Ries. Die römische Verbindungsstraße von Heroldingen nach Oettingen ging im Bereich der heutigen Staatsstraße quer durch die Wechinger Flur. Römische Münzen in den Feldern sowie Reste von Gebäuden, die man als Gutshöfe (villae rusticae) bezeichnen könnte, weisen auf die römische Existenz in Wechingen hin. Die Römer wurden von den Germanen vertrieben. Ab dem 4. Jahrhundert kamen Alemannen ins Ries. Eine erste Ansiedlung der Alemannen ist im Wörthfeld nachweisbar, im Wechinger Oberdorf wird eine weitere angenommen. Der Ortsname geht vermutlich auf einen alemannischen Edlen Waho zurück. Folgende Gründungsgeschichte ist nach heutigem Stand vorstellbar: Die Alemannen legten das Dorf um das Jahr 500 ursprünglich mit den Ortsteilen Wörthgwand und Oberdorf (nördlicher Teil von Wechingen) an. Im 7. oder 8. Jahrhundert wird der Ortsteil Wörthgwand - vielleicht auf Grund eines Totalbrands - aufgegeben und im Bereich des Unterdorfs (südlicher Teil von Wechingen) neu angelegt. Vom 9. bis 11. Jahrhundert an sind die Siedlung "Graughau", die beiden Mühlen (Pflader- und Wolfsmühle) an der Rohrach und die vermutlichen Einzelhöfe Lumpenhof und Lattenhof entstanden.

Ersterwähnung von Wechingen
Die adelige Bilihilt überträgt Liegenschaften unter anderem aus Wechingen.
(Bilhilt de Alemannia tradidit sancto Bonifacio predia sua in his villis Lebezingen, Wahingin, Uzmaningen, Bromtestat, Rutenstat, quod est in pago Recie, cum XX mancipiis et problibus eorum.

(Quelle: Stengel, Urkundenbuch des Klosters Fulda, Nr. 310)
Die erste gesicherte Erwähnung eines "Wahingin ... in pago Recie" stammt aus einem Güterverzeichnis des Klosters Fulda, das nur ungenau auf die Zeit zwischen 750 bis 802 datiert werden kann. Der Deutsche Orden und mehrere Klöster der Umgebung (Zimmern, Deggingen, Heilig Kreuz Donauwörth, Heidenheim, Auhausen, St. Ulrich und Afra in Augsburg) hatten ebenfalls Besitzungen im Dorf. Während die Kirche St. Veit im nördlichen Oberdorf unter heidenheimisch-ansbachischem Patronat stand, war die Pfarrei mit der Kirche St. Moritz im Unterdorf eine Filiale der Pfafferei Pfäfflingen. Durch die Bevogtung des gräflichen (später fürstlichen) Hauses Oettingen geriet das Dorf mehr und mehr unter die Landesherrschaft von Oettingen. 50 Leute aus Wechingen waren auch an den Bauernaufständen im Jahre 1525 beteiligt. Der Bauernkrieg wurde nach empfindlichen Niederlagen gegen die adeligen Heere am Ende friedlich beigelegt. Die durch Luthers Thesenanschlag initiierte Reformation spaltete das Ries je nach Zugehörigkeit der Untertanen. Dabei gingen die Wechinger 1539 unter Graf Ludwig XV zur lutherischen Konfession über. Um 1621/22 wechselte das Recht der Besteuerung Wechingens vom Amt Harburg zum Amt Oettingen. Nachdem die oettingen-oettingische Linie mit Fürst Albrecht Ernst II. 1731 ausstarb, fiel Wechingen der katholischen Herrschaft Oettingen-Spielberg zu. Die alte Konfessionseinteilung wurde jedoch beibehalten.

Im Schmalkaldischen Krieg (1546-1547) lagerten Heeresteile auch in der Gegend von Wechingen. Es kam zu massiven Plünderungen, so ist auch ein zimmerisches Lehensgut in Wechingen als verbrunnen bezeichnet worden. Der Augsburger Religionsfriede (1555) sicherte in der Folgezeit die freie Religionsausübung. Im Dreißigjährigen Krieg wie auch schon im 14. Jahrhundert wütete die Pest ganz stark im Ries. Zeitweise sind nur ein Viertel der Häuser in Wechingen bewohnt. Dem Krieg entflohen einige Wechinger vor allem ins ruhigere Österreich. Die dort später einsetzende Gegenreformation war der Grund für eine Einwanderungswelle in umgekehrter Richtung.

Die Lücken des dreißjährigen Krieges wurden wieder geschlossen und seit dem Jahr 1720 entstanden wieder Neubauten in Wechingen. Auf Grund mangelnder Existenzgrundlage zogen einige Wechinger beginnend mit dem 19. Jahrhundert in Richtung der Industriezentren (Augsburg) oder wagten gar die Auswanderung nach Übersee in die Vereinigten Staaten. Am ersten Weltkrieg nahmen 106 Wechinger Gemeindebürger als Soldaten teil. 27 junge Männer büßten dabei ihr Leben ein. Nach dem Einzug vieler Männer zum Kriegsdienst wurden als Ersatz Zwangsarbeiter aus den besetzten Gebieten ins Ries geschafft. In Wechingen waren es etwa 40 Männer - meist aus Frankreich - und Frauen - der Großteil aus der Ukraine. Die alte Wörnitzbrücke wurde beim Rückzug der Wehrmacht vor den Amerkanern im April 1945 gesprengt.

Nach dem Krieg wurden in Wechingen 286 weibliche und 254 männliche Heimatvertriebene, Evakuierte, entlassene Soldaten und Schüler laut amtlichen Angaben aufgenommen. Viele der Zugezogenen kamen aus dem Sudetenland (Tschechische Grenzgebiete, Polen und Österreich). Ein Teil dieser neuen Dorfmitglieder blieb in Wechingen und integrierte sich vollständig im Dorf.

 


Anmerkung: Eine sehr ausführliche Beschreibung zur Ortsgeschichte ist nachzulesen in Beck, Buser, Hager, Herdle, 1200 Jahre Wechingen (Ortschronik von Wechingen) aus dem Jahr 2002, erhältlich bei der Gemeinde Wechingen.